Monitoring von stationären Patienten und Ressourcen des stationären Gesundheitssystems

CODEX+ Monitor

Beteiligte Partner

Beteiligt sind alle 36 Universitätskliniken Deutschlands. CODEX+ Monitor wird von den Standorten Universitätsklinikum Würzburg (UKW) durch Herrn Prof. Dr. Patrick Meybohm (Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie), Universitätsklinikum Bonn (UKB) durch Herrn PD Dr. Sven Zenker (Ärztlicher Leiter Stabsstelle Medizinisch-Wissenschaftliche Technologieentwicklung und -koordination (MWTek)) und Universitätsmedizin Göttingen durch Frau Prof. Dr. Dagmar Krefting (Institut für Medizinische Informatik) und Frau Prof. Dr. Sabine Blaschke-Steinbrecher (Ärztliche Leitung Zentrale Notaufnahme) koordiniert.

Förderung

CODEX+ Monitor ist ein Ad-hoc-Projekt, welches dem NUM-Teilprojekt CODEX+ angegliedert ist und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Projektlaufzeit von 6 Monaten gefördert wird (Projektstart 01.06.2022). CODEX+ Monitor ist ein Teilprojekt der 2. Förderlinie des Netzwerks Universitätsmedizin“ (NUM).

Hintergrund

Aus der effektiven Immunität der von einer prädominanten Virusvariante betroffenen Bevölkerung im Zusammenspiel mit der individuellen Pathogenität dieser Variante ergibt sich das Ausmaß der Morbidität, die sich wiederum in der Hospitalisierungsrate und dem Bedarf an stationärer und intensivmedizinischer Behandlung niederschlägt. Dabei ist das nicht bewertete Verhältnis von infizierten zu nicht-infizierten Patient:innen nicht ausreichend informativ, da dieses sowohl kausal (durch hohe Hospitalisierungsrate von infizierten Patient:innen) als auch non-kausal (durch sehr hohe Infektionsprävalenz mit natürlicher Repräsentation des Populationsgeschehens bei stationären Patient:innen) erklärt werden kann. Vor diesem Hintergrund braucht es eine Anpassung der Definition der Hospitalisierungsrate - die Hospitalisierungsrate 2.0. Eine frühzeitige, bereits bei stationärer Aufnahme aktiv getroffene klinische Unterscheidung zwischen Patient:innen, die wegen im Gegensatz zu mit einer SARS-CoV-2 Infektion behandelt werden, wird eine frühzeitige Detektion kausaler Hospitalisierungen mit Zuordnung zu primär betroffenen Patient:innengruppen erlauben. Dies könnte ggf. sogar eine frühzeitigere klinische Einschätzung zukünftiger Virusvarianten oder nachlassender Impfeffektivität mit entsprechender Möglichkeit zur Einleitung zielgerichteter Gegenmaßnahmen erlauben. Ebenso können Obduktionen Informationen über tatsächliche Todesursachen liefern und dabei helfen, die Fragestellung, ob Patient:innen wegen oder mit SARS-CoV-2 behandelt und gestorben sind, zu beantworten und kommende SARS-CoV-2-Varianten hinsichtlich ihrer Letalität besser einzuordnen.

Zielsetzung

Vorrangiges Ziel des CODEX+-adhoc Projektes ist eine optimierte Pandemiesteuerung durch ein aktuelles Berichtswesen über stationär behandelte Patient:innen mit SARS-CoV2-Infektionen an deutschen Universitätskliniken. Neben dem intensiven Ausbau eines aktuellen Reportings stationärer Fälle mit Unterscheidung der COVID-bedingten Behandlungsfälle, zielt CODEX+ Monitor auf die Entwicklung von auf aktuellen Daten basierenden Vorhersagemodellen für bestimmte Altersgruppen, bzw. spezifische Risikopopulationen ab. Für die zukünftige Pandemiesteuerung wird der Aufbau eines erweiterten qualitativen Ressourcenmonitorings im Gesundheitswesen angestrebt.

Methodik

In einem ersten Schritt sollen möglichst viele der deutschen Universitätskliniken und ausgewählte nicht-universitäre Krankenhäuser neu stationär aufgenommene Patient:innen mit SARS-CoV-2 Nachweis melden. Der Datensatz soll neben Alter, wichtige individuelle Risikofaktoren, Grund des Krankenhausaufenthaltes/Behandlungsindikation und Krankheitsschwere auch die Parameter Impfstatus und je nach Verfügbarkeit die Virusvariante umfassen. 

Grundlage zur Definition der Kriterien wegen oder mit SARS-CoV-2 wird eine Evidenzsynthese der verfügbaren Literatur und eine Expertenbefragung sein. Die teilnehmenden Universitätsklinika sollen dabei als Sentinel der weit mehr als 1.400 deutschen Krankenhäuser fungieren Im Rahmen eines Pilotprojektes für die Verknüpfung vom NUM mit nicht-universitären Krankenhäusern werden ausgewählte sächsische Krankenhäuser inkludiert. Die Universitätskinderkliniken werden sich an der altersstratifizierten Erfassung der Patient:innen beteiligen und die Datenstruktur des aktuellen Vorhabens mit bereits existierenden Surveillance-Plattformen wie z.B. dem Ad-hoc-Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) synchronisieren; damit könnten auch nicht-universitäre Kinderkliniken in das Dashboard eingebunden werden. Somit können auf aktuellen Daten basierende Vorhersagemodelle für die Gesamtbevölkerung aber auch für bestimmte Altersgruppen oder spezifische Risikopopulationen einschließlich Flüchtlinge entwickelt werden.

Zusätzlich zu der präferentiell automatisiert durch die Nutzung von Routinedaten zu erfassenden Parameter soll die medizinisch und politisch hoch relevante Fragestellung adressiert werden, ob stationäre Patient:innen mit positivem SARS-CoV-2 Nachweis wegen oder mit SARS-CoV-2 stationär behandelt werden. Zur Klärung der Fragestellung ist die Einbindung von NATON als Obduktionsregister, welches gesicherte Daten zu Todesursachen und Komorbiditäten liefert. Obduktionen können das Verständnis der Pathophysiologie von Infektionskrankheiten und deren Folgen verbessern.

Um eine optimierte Pandemiesteuerung zu erreichen, soll neben der Datenerfassung auf Patientenebene an den teilnehmenden Universitätskliniken zusätzlich auch ein tägliches qualitatives Monitoring verfügbarer Ressourcen im Bereich Personal, Raum und Material erfolgen.

Mehrwert

Die dann zur Verfügung stehenden Visualisierungswerkzeuge könnten im kommenden Herbst Hinweise auf Zunahme der Fallschwere und -häufigkeit und somit relevante Überlastung des stationären Gesundheitssystems anzeigen. Über die Veränderungen der Fallschwere und -häufigkeit könnten sich wiederum indirekt und unter Berücksichtigung der gegebenen Limitationen mit den Universitätskliniken als Sentinel Hinweise auf Veränderungen der zirkulierenden Virusvarianten, die Effektstärke der Impfungen und das Nachlassen des Immunitätsstatus der stationären Patienten ergeben.

NUM

„Das Netzwerk hat zum Ziel, Maßnahmenpläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien möglichst aller deutschen Universitätskliniken zusammenzuführen und auszuwerten. Durch diese Bündelung der Kompetenzen und Ressourcen sollen Strukturen und Prozesse in den Kliniken geschaffen werden, die eine möglichst optimale Versorgung der COVID-19-Erkrankten sicherstellen. Die Universitätskliniken und die anderen Krankenhäuser werden dann schnell, qualitätsgesichert und schlagkräftig agieren können“ (https://www.netzwerk-universitaetsmedizin.de/aufgaben-und-ziele). 

Dieses Netzwerk wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)  unterstützt und von der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert.

Das Netzwerk Universitätsmedizin befindet sich derzeit in der zweiten Förderphase.

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